Ignatianische Spiritualität

Ignatianische Spiritualität leitet dazu an, im Blick auf Gott und im Gespräch mit Gott die eigenen Erfahrungen wahrzunehmen und zu reflektieren.

Ignatianische Spiritualität leitet dazu an, im Blick auf Gott und im Gespräch mit Gott die eigenen Erfahrungen wahrzunehmen und zu reflektieren.

Ignatius von Loyola

Sie geht zurück auf Erlebnisse von Ignatius von Loyola, dem Gründer der Jesuiten. Nach einer Kriegsverletzung, die er als Militärangehöriger erlitten hatte, lag er monatelang auf dem Krankenlager. Seine einzige Lektüre war ein Buch mit Heiligenlegenden sowie eine Nacherzählung des Lebens Jesu. Während der vielen Wochen, in denen Ignatius nicht aufstehen konnte, gab er sich stundenlangen Tagträumen hin. Einerseits stellt er sich vor, er sei ein heldenhafter Ritter, der im Dienst einer hohen Dame steht und für sie große Taten voller Mut und Tapferkeit vollbringt. Andererseits malt er sich aus, so zu leben wie Jesus und seine Jünger bzw. die Heiligen der Kirchengeschichte.

Nach einiger Zeit stellte er fest, dass die Vorstellungen bei ihm einen je unterschiedlichen Nachgeschmack hinterließen: Wenn er vom Ritterdienst träumte, fühlte er sich hinterher müde, traurig und leer. Wenn er in seiner Fantasie so lebte wie Jesus und die Heiligen, fühlte er sich wach und lebendig und war von innerem Frieden sowie tiefer Freude erfüllt. Ignatius erkannte, dass dies kein Zufall war: Die einen Tagträume, so sagte er sich, führen ihn eher zu Gott hin, die anderen führen ihn eher von Gott weg. Ignatius entschied, sich von denjenigen Fantasien im Handeln leiten zu lassen, die ihn auf die Dauer und im Ganzen Gott näher bringen. Diese Wahl veränderte sein Leben für immer.

Von da an gewöhnte Ignatius sich an, genau auf seine inneren Regungen zu achten, d.h. auf alles, was sich in seinem Bewusstsein tat, z.B. auf Gedanken und Gefühle, Wünsche und Absichten, Erinnerungen und Vorstellungsbilder. Von dieser Basis her beurteilte und bewertete er seine Handlungsimpulse und traf eine Wahl, welchem Handlungsimpuls er folgen wollte.

Dabei stellte Ignatius solche Entscheidungsprozesse in die betende Begegnung mit Gott. Er suchte in allem die Stimme Gottes. Dieses Hören auf die inneren Regungen wurde für ihn zum Ort der Kommunikation mit Gott.

Schließlich systematisierte Ignatius seine Beobachtungen und entwickelte auf der Grundlage seiner Einsichten einen geistlichen Übungsweg, die sogenannten Exerzitien (oder „Geistlichen Übungen“).

Die liebevolle Achtsamkeit für die Wirklichkeit

Der Schlüssel ignatianischer Spiritualität ist die liebevolle Achtsamkeit für die Wirklichkeit: Ich mache mir bewusst, was in mir und um mich herum passiert. Ich nehme wahr, benenne, reflektiere, unterscheide… und am Ende entscheide ich mich für das, was mich lebendiger macht, was mir mehr Kraft und Freude schenkt und inneren Frieden gibt. Ein weiteres Entscheidungskriterium ist: Wie bewirke ich mehr Gutes für meine Mitmenschen und meine Umwelt? Wie schaffe ich mehr Abhilfe für eine Not der Welt? 

Solche Prozesse der Wahl sind eingebettet in die innere Zwiesprache mit Gott. In Erfahrungen von Trost und Trostlosigkeit meldet sich Gottes guter Geist in mir zu Wort, um mich und meine Umgebung zu mehr Leben zu führen.

In der Ignatianischen Spiritualität gibt es ein Zusammenspiel von Erfahrung und Reflexion, Gefühl und Vernunft. Das macht Ignatianische Spiritualität modern und ganzheitlich.