Exerzitienhaus Hoheneichen 1955© SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Richard Peter jun.

Geschichte

Prinzessin Maria Immaculata und die Jesuiten

Einblick in die Geschichte der Gesellschaft Jesu in Sachsen

Schon August der Starke, der 1697 zum katholischen Glauben übertrat, berief Jesuiten an seinen Hof. Sie betreuten die wenigen Katholiken und waren die Beichtväter am königlichen Hof. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Sachsen jedoch keine Jesuiten mehr, nur das Königshaus hielt in dem rein lutherischen Land am katholischen Glauben fest. Erst die Weimarer Reichsverfassung von 1919 bot die Rahmenbedingungen dafür, dass die Gesellschaft Jesu nach Sachsen zurückkehren konnte.

Prinzessin Maria Immaculata von Sachsen

1921 unternahm die Schwägerin des letzten sächsischen Königs, Friedrich August III., Prinzessin Maria Immaculata, eine dreiwöchige Reise nach Sachsen. Schon seit Jahren hatte sie sich mit dem Gedanken getragen, für die katholische Kirche in ihrer sächsischen Heimat etwas Besonderes zu tun. Auf ihrer Reise wurde ihr Haus HohenEichen angeboten, ein geräumiges dreistöckiges Haus mit Kapelle und großem Garten. Die Prinzessin erwarb das Haus und schenkte es der Gesellschaft Jesu. Es wurde eine Stiftung mit Sitz in Dresden errichtet und der Provinzial der Jesuiten stellte bei einem Besuch in HohenEichen fest: „Ein idealer gelegenes Exerzitienhaus lässt sich kaum denken.“

Exerzitienhaus Hoheneichen 1955© SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Richard Peter jun.

Die angrenzende Kapelle im Jahr 1955

Eine bewegte Geschichte

Beginn der Exerzitienarbeit

Bis zum Sommer 1922 wuchs die Jesuitenkommunität in HohenEichen auf drei Brüder und drei Patres an, die bereits in vielfältiger Weise seelsorglich tätig waren. Im zweiten Halbjahr 1922 konnte mit der Exerzitienarbeit begonnen werden, die die erste und wichtigste Tätigkeit sein sollte. In HohenEichen wurden Exerzitien zunächst nur für Männer angeboten, für Frauen gaben die Patres Exerzitien an anderen Orten. Nach zehn Jahren zählte man schon mehr als 2000 Exerzitienteilnehmer.

Beschlagnahmung durch die Gestapo

Im Mai 1941 beschlagnahmte die Gestapo das Haus und die Jesuiten mussten HohenEichen verlassen. Haus und Grundstück wurden im Januar 1942 als „Vermögen von Reichsfeinden“ enteignet und HohenEichen diente danach als Heimschule der Hitler-Jugend. Bei Kriegsende 1945 hielt sich nur der sorbische Pater Stanislaus Nauke SJ in HohenEichen auf, dessen russischen Sprachkenntnissen es zu verdanken ist, dass das Haus dem Orden wieder zurückgegeben wurde.

Wiederbeginn und Aufschwung seit 1945

Bei Kriegsende 1945 war das Haus noch von Evakuierten und Flüchtlingen besetzt. Nach und nach konnten auch wieder Jesuiten einziehen und der Wiederaufbau in Angriff genommen werden. Ab 1946 wurde die Exerzitienarbeit wieder aufgenommen, wobei sich im Vergleich zur Vorkriegszeit ein enormer Aufschwung zeigte: Durch die Flüchtlinge gab es mehr Katholiken im Umland und es wurden jetzt in HohenEichen auch Exerzitien für Frauen angeboten.

Die Eigentums- und Rechtsverhältnisse wurden noch einmal neu geregelt und trotz aller Bedrückung durch die DDR-Behörden – dazu gehörte auch die ständige Überwachung durch den Staatssicherheitsdienst – ist das Haus bis zum Mauerfall 1989 nicht mehr ernsthaft in Gefahr geraten. Die Bedeutung von HohenEichen für die katholische Kirche auf dem Gebiet der DDR ist nicht hoch genug zu veranschlagen. Das Haus bot den Menschen neben den Exerzitien auch als Tagungshaus einen Ort, wo sie frei sprechen konnten und in ihrem Glauben gestärkt wurden.

Neustart nach Renovierung im Jahre 1998

Haus HohenEichen wurde 1997/1998 renoviert: Das bisherige Exerzitienhaus wurde zu einem großen Gästehaus umgebaut und die Kapelle wurde auf dem Fundament des ehemaligen Gartenhauses errichtet. Darüber hinaus wurden ein Wohnhaus für die Jesuiten und ein Seminarhaus neu gebaut. Der Kursbetrieb begann Ende 1998. Am 26. Februar 1999 wurde das Haus neu eingeweiht.