Das Schweigen

Schweigen ist mehr als nicht zu reden. Schweigen bedeutet, alle Kommunikation mit der Außenwelt einzustellen, „offline“ zu gehen und die Stille auszuhalten, die dann entsteht.

Schweigen ist mehr als nicht zu reden. Schweigen bedeutet, alle Kommunikation mit der Außenwelt einzustellen, „offline“ zu gehen und die Stille auszuhalten, die dann entsteht. Schweigen ist die maximal mögliche Reduktion äußeren Inputs: keine Nachrichten, keine Zeitschrift, kein Buch außer der Bibel, kein Handy, keine Videos, keine Musikaufnahmen, kein Messaging, keine SMS, keine Emails …

Schweigen ist ein Schlüssel, der Ihr Herz aufschließt

Schweigen ist ein Schlüssel, der Ihr Herz aufschließt. Wenn Sie schweigen, können Sie einen tieferen Zugang zu sich selbst und zu Gott finden. Im Schweigen können Gedanken und Gefühle, Wünsche und Absichten aus Ihrem Herzen aufsteigen und spürbar werden, die sonst unter einem Berg äußerer und innerer Ablenkungen verborgen bleiben. Im Schweigen ist Ihre Sensibilität für die Feinheiten und Zwischentöne eines Textes oder Bildes viel größer. Dinge fangen für Sie zu sprechen an, die sonst stumm bleiben.

Das kann auch schon einmal bedrohlich wirken, wenn plötzlich alles um Sie herum und in Ihnen zu sprechen beginnt. Das Aushalten kann ein Abenteuer sein, aber ein Abenteuer, von dem Sie Gott im Gebet erzählen können, und auch ein Abenteuer, das Sie mit in das Begleitgespräch einbringen.

Schweigen als Wüste

Ins Schweigen zu gehen ist wie das Hineingehen in eine Wüste. Die Wüste ist ein Ort der Leere und Ödnis. Es gibt wohl Leben in der Wüste. Doch dieses ist verborgen und kommt nur im Schutz der Dunkelheit oder bei seltenen Regenfällen zum Vorschein. Viele Offenbarungen Gottes finden in der Wüste statt: Hagar flieht vor Sarah und trifft auf Gott an einem Brunnen (Gen 16); als Mose Schafe hütet, überschreitet er die Grenzen der Steppe und gelangt zum Gottesberg Horeb (Ex 3); Israel zieht aus Ägypten aus und macht sich auf eine 40jährige Wüstenwanderung (Ex 14ff); Jesus darf nach seinen Versuchungen in der Wüste erfahren, dass Engel ihm dienen (Mt 4,11), d.h. dass Gott ihm nahe ist… Lassen auch Sie sich auf eine Wüstenzeit der Leere ohne Unterhaltung und Zerstreuung ein. In dieser scheinbaren Leere wartet Gott darauf, Ihnen zu begegnen wie Hagar, Mose, Israel oder Jesus…

In unserem Alltag werden wir auf Leistung getrimmt. Wir sollen produktiv sein, die Zeit nutzen, uns selbst optimieren… Doch so wie ein Ackerboden die Brachzeit braucht, um fruchtbar zu bleiben, so sind Ihnen die Exerzitien als Brachzeit gegeben, aus der heraus Neues wachsen kann. Gönnen Sie sich also in Exerzitien auch mal den Luxus der Langeweile und des Nichtstuns!