Große Exerzitien – Ein Erfahrungsbericht

Die Zeit war – unbeschreiblich.

Wie kamen Sie dazu, 30 Tage Exerzitien zu machen?

Für mich war der Grund die Zeit zwischen dem Ende einer Aufgabe innerhalb meiner Ordensgemeinschaft und dem Wiedereinstieg in meinen eigentlichen Beruf, Lehrerin an einem Gymnasium. Außerdem war der 50ste Geburtstag schon in Sichtweite. Entweder jetzt, oder erst nach der Pensionierung, denn in den Schulalltag lassen sich 4 Wochen Auszeit nicht gut integrieren.

Kapelle Haus HohenEichen© HohenEichen Kapelle Innenraum (1) C: Chritian Ender
Kapelle Haus HohenEichen

Da ich schon seit mehreren Jahren regelmäßig Exerzitien im Haus HohenEichen gemacht habe war dies der Ort der Wahl. Haus und Menschen waren mir bekannt, trotzdem war es zu Beginn schon ein seltsames Gefühl. Vier Wochen können ja sehr lang werden. Rückblick und Ausblick, wo stehe ich? Und wie steht es um meine Beziehung zu Gott? – das waren die Themen, mit denen ich angereist bin. Ein weiterer Exerzitant kam ein paar Tage nach meinem Beginn dazu. Wir haben uns nur kurz vorgestellt und dann geschwiegen. Außer unseren Namen wussten wir nichts voneinander. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass wir uns beim Essen nach einigen Tagen nicht mehr „per Sie“, sondern „per Du“ angeschwiegen haben. Miteinander Schweigen verbindet.

Exerzitienhaus HohenEichen Dresden im Frühling

Die Zeit war – unbeschreiblich. Es lässt sich nicht in wenige Zeilen zusammenfassen, welche Erfahrungen ich in diesen Tagen gemacht habe. Für mich standen keine Lebensentscheidungen an. Es wurde mir eine intensive Zeit mit Gott geschenkt. Impulse, Bibelstellen und von der Liturgie vorgegebene Texte die einfach nur passten und mich tief „in mich“ und in den Kontakt zu Gott brachten. Unter anderem war ein Element, das immer wieder auftauchte, das Bild des Tanzes. Worte von Madeleine Delbrêl aus dem Text „Der Ball des Gehorsams“ (leicht grammatikalisch verändert) fassen meine Großen Exerzitien zusammen. Die Exerzitien waren

wie ein Fest ohne Ende,
bei dem ich dir immer wieder begegnete,
wie ein Ball, wie ein Tanz,
in den Armen deiner Gnade,
zu der Musik allumfassender Liebe.

Sr. Angela Cöppicus SDS