Lesen Sie hier, worum es bei dieser Initiative geht, warum Pater Korditschke mitmacht, wem er dankbar ist und was er sich wünscht:
1) Worum es geht
Bei der Initiative #OutInChurch haben sich am 24. Januar 125 queere Katholik:innen geoutet. Die Beteiligten sind zum Beispiel lesbisch, schwul, bisexuell, trans oder nicht-binär (in der englischen Abkürzung: LGBTIQ+). Sie kommen aus nahezu allen Bistümern Deutschlands und sind haupt- oder ehrenamtlich für die katholische Kirche tätig oder tätig gewesen. Auf einer eigenen Website zeigen viele von ihnen ihr Gesicht und ihren Namen, manche können zum Schutz vor möglichen Repressionen nur anonym teilnehmen. In der Dokumentation „Wie Gott uns schuf“, die noch in der Mediathek der ARD zu sehen ist, schildern einige aus der Gruppe ihre teilweise erschütternden Erfahrungen mit der katholischen Kirche. Im Mai wird zu diesem Thema auch ein Buch erscheinen.
Queere kirchliche Mitarbeitende, die zum Beispiel eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder eine Zivilehe schließen, müssen mit schweren dienstrechtlichen Konsequenzen rechnen – bis hin zur Kündigung. Immer wieder kommt es vor, dass sich Gläubige, die öffentlich queer leben, aus ihrem ehrenamtlichen Engagement zurückziehen müssen oder zum Beispiel keine Kommunion mehr bekommen. Queeren Paaren wird eine Segnung ihrer Beziehung verweigert.
Angesichts dieser Situation hat die Initiative ein Manifest formuliert. Darin fordert sie unter anderem, dass das kirchliche Arbeitsrecht reformiert wird. Ziel ist eine Kirche,
- in der LGBTIQ+-Personen ohne Angst offen leben und arbeiten können;
- in der diffamierende Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität auf Grundlage aktueller theologischer und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse revidiert werden;
- in der LGBTIQ+-Personen beziehungsweise Paaren eine Segnung sowie die Sakramente nicht vorenthalten werden.
2) Warum ich mitmache
Ich bin einer derjenigen, die sich geoutet haben.
Ich solidarisiere mich mit all den Gläubigen, denen es aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität in der katholischen Kirche schwer oder unmöglich gemacht wird, so zu leben, wie sie sind. Viele von ihnen engagieren sich in Kirchengemeinden und anderen Orten kirchlichen Lebens. Aus Seelsorgegesprächen – nicht zuletzt hier in Dresden – weiß ich um ihren Glauben, ihre Liebe zu ihren Partner:innen, aber auch um den Schmerz und die Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden. Die persönlichen Begegnungen mit ihnen bewegen mich so, dass ich nicht länger schweigen kann.
Es ist wichtig, dass in der Kirche mit queeren Gläubigen gesprochen wird, nicht nur über sie. Das ist aber nur möglich, wenn queere Gläubige sich ohne Angst vor Repressionen am Gespräch beteiligen können. Damit dies möglich wird, erhebe ich jetzt zusammen mit anderen Betroffenen meine Stimme.
Die Kirche braucht eine Kultur der Aufrichtigkeit, Offenheit und Fairness. #OutInChurch trägt dazu bei.
Für mich persönlich besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Anliegen unserer Initiative und anderen emanzipatorischen Bewegungen in der katholischen Kirche, zum Beispiel dem Einsatz für die Gleichberechtigung von Frauen – einen Einsatz, den ich voll und ganz unterstütze.
3) Wem ich dankbar bin
Ich danke den queeren Christ:innen, denen ich in Dresden begegnen durfte. Ihr Glaubenszeugnis und Engagement inspirieren und stärken mich.
Seitdem #OutInChurch öffentlich ist, haben mir viele Menschen versichert, dass sie hinter der Initiative stehen, darunter auch einige aus Dresden und Umgebung. All die wohlwollenden Reaktionen berühren mich sehr!
4) Was ich mir wünsche
Ich wünsche mir, dass die sieben von #OutInChurch aufgestellten Kernforderungen erfüllt werden. Inzwischen hat die Deutsche Bischofskonferenz freundliche Worte für die Initiative gefunden. Mögen den Worten Taten folgen!
Im Rahmen einer Petition können Sie sich hinter die Forderungen der Initiative stellen. Näheres dazu finden Sie HIER. Machen Sie auch gerne andere Menschen darauf aufmerksam!
Es gibt queere Katholik:innen, die bereits ihr Coming-out hatten und bereit sind, über sich zu sprechen. Lassen Sie sich von ihrem Glauben und ihrer Liebe erzählen, falls möglich, auch von ihren Enttäuschungen und Verwundungen. Hören Sie zu! Ich bin überzeugt: Im unvoreingenommenen vertrauensvollen Austausch eröffnen sich neue Horizonte.