Am Samstag, den 9. Juli war es endlich soweit: Das 100jährige Bestehen des Exerzitienhauses HohenEichen konnte im Rahmen des Freundefestes gefeiert werden.
1921 wurde das Haus von Maria Immaculata von Sachsen den Jesuiten geschenkt, damit diese in Sachsen geistlich arbeiten können. 1922 fanden dann die ersten ignatianischen Exerzitien im Haus HohenEichen statt. Für Pater Albert Holzknecht SJ ist der Start der Exerzitienarbeit ein ebenso guter Anlass, den runden Geburtstag zu feiern: „Eigentlich sollte schon 2021 das 100jährige Bestehen des Hauses gefeiert werden, doch wie so vieles, fiel auch das wegen der Pandemie aus. Da mit den Exerzitien Ostern 1922 begonnen wurde, können wir auch 2022 das 100jährige gebührend feiern!“
Eröffnet wurde das Fest von Prof. Dr. Julia Enxing von der TU Dresden mit dem Vortrag „Aus gutem Boden? Gedanken über Humus und Humanum“. Kritisch beleuchtete sie unseren Umgang mit der Schöpfung und vor allem unseren Mitgeschöpfen, den Tieren. Diese wurden laut den biblischen Schöpfungserzählungen ebenfalls von Gott geschaffen – und zwar vor dem Menschen. Und im Bezug auf Ignatius von Loyola unterstreicht sie dessen Betrachtungen, um Liebe zu erlangen: Schauen, wie Gott in den Geschöpfen wohnt, den Elementen das Sein gibt, die Pflanzen belebt und Tieren Wahrnehmung schenkt. Letzten Endes sind wir Teil der Schöpfung. Wir stehen nicht über der Schöpfung oder unabhängig von ihr. Im Gegenteil: Wir können ohne sie nicht existieren.
Im Festgottesdienst legte Pater Provinzial Bernhard Bürgler SJ ausgehend vom Tagesevangelium dar, dass „Fürchtet euch nicht!“ bedeutet, den Blick zu weiten. Den Blick zu weiten und nicht bei dem stehen bleiben, was uns heute beschäftigt. Den Blick weiten und nicht an der Oberfläche stehen bleiben, sondern hinter die Kulissen blicken. Und den Blick weiten auf Gott hin, der für uns sorgt. Hier schloss sich quasi der Kreis zum Festvortrag hin – Gott, der uns ins Leben ruft, in seiner Schöpfung präsent ist und für uns sorgt.
Am Abend verabschiedete Pater Holzknecht als Hausleiter einige Mitarbeiter:innen, die das Haus HohenEichen auf ihre Art und Weise eine Zeitlang geprägt haben: Bruder Rogoß, der sich über 20 Jahre in HohenEichen engagiert hat und der als Zeichen der Verbundenheit einen Eichenbaumsetzling geschenkt bekam. Um es mit den Worten einer Mitarbeiterin zu sagen: „Jetzt kann er vom heiligen Boden in HohenEichen eine Eiche in Berlin pflanzen.“ Neben ihm wurden auch Claudia Arnold (Öffentlichkeitsarbeit), Mandy Bischoff (Service und Küche), und Uta-Maria Schütze (Verwaltung) verabschiedet.
Die insgesamt 90 Gäste schätzten vor allem die guten Begegnungen, Gespräche und gelassene Atmosphäre des Tages. Von den insgesamt 90 Gästen blieben 20 bis zum Gottesdienst am Sonntag. PD Dr. Andrea Riedl von der TU Dresden predigte über das Evangelium des barmherzigen Samariters. Ihre Ausführungen knüpften an eine Reise auf den Spuren der russischen Orthodoxie und an das Erleben und Bewerten unterschiedlicher – und als „fremd“ wahrgenommener – Spiritualitäten an. Beim Gottesdienst im umfassenden Sinn des Wortes gehe es immer, so das Kernthema ihrer Predigt, um Haltung und Lebenseinstellung. Das Gewohnte müsse sich vom Fremden herausfordern lassen, und die Orientierung am (Mit-)Menschen sei untrennbar mit dem Dienst für Gott verknüpft. Diese Predigt war schon einmal ein kleiner Vorgeschmack auf das nächste Freundefest am 22. Juli 2023, für das sie als Rednerin den Festvortrag zum Thema Ökumene halten wird.
(Bilder: Elisabeth Meuser, Bistum Dresden-Meißen)
Die Inhalte des Festvortrags erscheinen demnächst im Kösel-Verlag unter dem Titel: „Und Gott sah, dass es schlecht war – Warum uns der christliche Glaube verpflichtet, die Schöpfung zu bewahren“