Biblische Betrachtungsexerzitien

Die biblischen Geschichten hautnah erleben und Jesus immer tiefer kennen lernen - das ist möglich durch Biblische Betrachtungsexerzitien.

Die Geschichte dahinter

Das Betrachten von biblischen Geschichten geht zurück auf eine wichtige Erfahrung des hl. Ignatius von Loyola, des Gründers der Jesuiten. Als er im Alter von 30 Jahren nach einer schweren Verwundung wochenlang ans Bett gefesselt war, standen ihm zum Zeitvertreib nur zwei Bücher zur Verfügung: ein Band mit Heiligengeschichten und eine Erzählung des Lebens Jesu. Die darin enthaltenen Geschichten ließ Ignatius in stundenlangen Tagträumen mit Hilfe seiner Vorstellungskraft lebendig werden. So konnte er die biblischen Geschichten „hautnah“ miterleben. Vor allem aber lernte er auf diese Weise Jesus immer tiefer kennen und lieben, so dass in ihm der Wunsch aufkam, Jesus nachzufolgen. Als Ignatius sich entschloss, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen, hat dies sein Leben für immer verwandelt.

Wie funktionieren biblische Betrachtungsexerzitien?

In biblischen Betrachtungsexerzitien beten die Übenden drei- bis fünfmal täglich bis zu 60 min für sich allein an einem Ort ihrer Wahl, z.B. im Zimmer, in der Kapelle oder im Meditationsraum. Zum Sitzen benutzen sie nach eigenem Ermessen einen Stuhl, einen Meditationsschemel oder ein Kissen.

Jeden Tag wird in der Regel eine biblische Geschichte mehrfach meditiert. Dabei handelt es sich vor allem um Szenen aus dem Leben Jesu, aber auch um Erzählungen aus dem Ersten Testament sowie um Psalmen und einzelne Prophetenworte. In solchen Schriftbetrachtungen bringen die Übenden ihre Sehnsucht vor Gott. Sie versetzen sich mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft in die geschilderte Szene hinein. Dann sprechen sie vor Gott aus, was das Erlebte in ihnen ausgelöst hat. Nach der Schriftbetrachtung reflektieren die Übenden darüber, was beim Meditieren ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und wie sie affektiv und körperlich auf die Meditation reagiert haben.

Die wiederholende Betrachtung desselben Inhalts dient bei den biblischen Betrachtungsexerzitien der Vertiefung und Vereinfachung des Gebets. Die Meditation biblischer Texte kann durch andere Übungen ergänzt werden, z.B. durch Leib- und Wahrnehmungsübungen sowie durch die Betrachtung weiterer religiöser Texte und Bilder.

Anzahl, Dauer und Inhalt der Meditationen werden jeweils in Absprache mit der Begleitung einmal täglich individuell festgelegt. Das ermöglicht, die Exerzitien persönlich an die Bedürfnisse der einzelnen Übenden anzupassen.