Trinität

Versinnbildlicht im Altar in der Kapelle von HohenEichen

Maria Schäfer hat im Rahmen ihres Theologiestudiums eine Arbeit über die Trinität im Blick auf den Altar in der Kapelle von Haus HohenEichen geschrieben. Hier Auszüge aus ihrer Arbeit.

Schon durch die ganze Geschichte des Christentums hindurch beschäftigen sich Menschen mit dem Wesen Gottes. Aber wie können Christen an einen monotheistischen Gott glauben, der gleichzeitig dreieinig ist?

Kapelle Haus HohenEichen© HohenEichen Kapelle Innenraum (1) C: Chritian Ender

Mit dieser Frage beschäftigte sich Frau Schäfer im Folgenden anhand des Altars der Kapelle des Exerzitienhauses HohenEichen. In diesem befindet sich nämlich eine Form, die die Trinität Gottes besonders treffend darstellt. Sie hat die Form eines Ypsilons mit drei gleich langen Seiten, welches jedoch horizontal gespiegelt ist. Es ist also eindeutig eine Dreiteilung zu erkennen, dennoch finden sich alle Linien in der Mitte und bilden eine einzige Form. Darüber hinaus sind alle drei Formen gleichrangig. Eine Über- oder Unterordnung ist nicht zu erkennen.

Würde man versuchen, so eine Über- und Unterordnung darzustellen, müsste man zwei voneinander getrennte Formen in unterschiedlichen Größen darstellen. Eine große Form, die Gott darstellt, während eine kleinere Form, die von der großen abgespalten ist, Christus repräsentiert. Wäre Christus jedoch nur ein Gott nahes Wesen, würde er nicht auf Gott, sondern nur auf sich selbst und damit von Gott weg verweisen. Einem solchen Gottesbild widerspricht schon das Johannesevangelium, wenn Jesus über sich sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Nur weil Jesus Christus selbst Gott ist, kann er auch durch sich selbst auf den Vater verweisen. Dieses Bild drückt auch der Altar im Exerzitienhaus HohenEichen aus. Jedes Ende der Form verweist auf die Mitte und die Mitte verweist auf jedes der drei Enden. Somit weist jede der drei Personen auf die anderen beiden hin. Alle sind miteinander gleichrangig verbunden und bilden eine einzige Form, also einen Gott.

Die in den Altar geschnitzte Form sagt jedoch noch viel mehr aus. Als geschlossene einheitliche Form, die doch drei Achsen erkennbar macht, überwindet sie auch die menschliche Vorstellung von Einheit und Vielheit. Im Polytheismus würde man drei voneinander getrennte Kreise darstellen. Dann wäre jedoch keine Einheit mehr gegeben.

Die Formel „Una essentia – tres personae“, betont weiterhin, dass Gott Person ist. Auf der Substanzebene ist er ein Gott, auf der Relationsebene ist er dreieinig, weil jede Person auszeichnet, auf die anderen bezogen zu sein. Das Wesen Gottes ist also essenziell von der Beziehung zum jeweils anderen geprägt. Die Einheit wird also nicht durch Singularität, sondern durch reine Beziehung, die reine Liebe ist, erzeugt. Dieser von der Liebe geprägte Beziehungsaspekt bezieht sich jedoch nicht nur auf die Trinität, sondern auch auf das Menschsein. Der Mensch findet sich erst selbst, wenn er aus der Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen lebt. Christsein ist somit ganz von einem ‚von-her‘ und einem ‚auf-zu‘-Leben und von der Proexistenz geprägt. Im Johannesevangelium drückt Jesus dies mit diesen Worten aus: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15,9). Schon Dante hat beschrieben, dass die Tore der Hölle von innen zugehalten werden, indem sich der Mensch freiwillig in die absolute Beziehungslosigkeit begibt. Christsein ist also essenziell von einem ‚sich empfangen‘ und einem ‚sich für andere geben‘ geprägt.

Dieser Aspekt des Beziehentlichen zeigt sich auch in dem Trinitätssymbol auf dem Altar in HohenEichen. Jedes der drei Enden des Symbols steht in Beziehung zu dem anderen Ende und bildet so eine Einheit. Jedoch hängt dieses Symbol für die Trinität nicht einfach als Bild an der Wand, sondern ist in den Altar geschnitzt und durchdringt ihn völlig, sodass man durch den Altar hindurchsehen kann.

Der Altar ist der Ort, wo auch Eucharistie, also die Mahlgemeinschaft gefeiert wird. Durch die Wandlung von Brot und Wein kann der Gläubige nicht nur das Fleisch und das Blut Christi empfangen und so mit ihm in Beziehung treten, sondern die Eucharistie findet auch immer innerhalb eines Gottesdienstes statt, bei dem sich Christen als Gemeinschaft versammeln. Der Altar unterstützt so noch einmal den durch die Liebe geprägten Beziehungsaspekt des göttlichen Seins und auch des Christseins, das von der Proexistenz geprägt ist.

Wir danken Frau Schäfer und ihrem Dozenten für die Genehmigung zur Veröffentlichung.